DIE ENTFÜHRUNG AUS DEM SERAIL

DEUTSCHES SINGSPIEL IN DREI AUFZÜGEN VON WOLFGANG AMADEUS MOZART


VORLÄUFIGE FOTO-AUSWAHL (1)

VORLÄUFIGE FOTO-AUSWAHL (2)

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FOTOS © Jochen Quast 2017


VIDEOTRAILER


PRODUKTION
 

Semperoper Dresden
Intendant: Wolfgang Rothe
Premiere: 15. April 2017

Die Premiere war die Eröffnungsvorstellung der Mozart-Tage 2017. Die Semperoper feiert 2017 ein Jubiläum: 350 Jahre Oper in Dresden.

Musikalische Leitung: Christopher Moulds
Inszenierung / Bühnenbild: Michiel Dijkema
Kostüme: Claudia Damm / Jula Reindell
Licht: Fabio Antoci
Dramaturgie: Stefan Ulrich

Bassa Selim: Erol Sander
Konstanze: Simona Šaturová / Hulkar Sabirova
Blonde: Tuuli Takala / Sibylla Duffe
Belmonte: Joel Prieto / Martin Mitterrutzner
Pedrillo: Manuel Günther / Aaron Pegram
Osmin: Dmitry Ivashchenko / Lars Woldt

Sächsischer Staatsopernchor Dresden
Sächsische Staatskapelle Dresden
Statisterie der Sächsische Staatsoper Dresden


PRESSESTIMMEN

„ein unterhaltsamer Mozart mit viel Theater und Bühnenzauber“

Mozarts Singspiel „Die Entführung aus dem Serail“ kommt als kunterbuntes Märchen auf die Bühne, mit Hintersinn, aber frei von vordergründigen Aktualisierungen.
[…] Im aufgeklärten Gnadenakt des Bassa, der die geliebte Frau mit dem Erbfeind und das quirlige Dienerpaar obendrein ziehen lässt, stellt die Überlegenheit der Europäer endgültig infrage. So konstatierte Mozart schon vor fast 250 Jahren, auch wenn ihm der Konflikt der Kulturen eher Kulisse als Gegenstand war. Regisseur Michiel Dijkema tut es ihm gleich. Er hat sich selber eine Moorlandschaft auf die Bühne gebaut, deren bewachsene Hügel sich wie ein Vexierbild verschieben. Ein Krokodil wackelt dazwischen, Versatzstücke der „osmanischen Zivilisation“ tauchen auf. Hier ist es ein schwertbesetztes Tor ohne anschließenden Zaun, da eine ruinöse Eingangstreppe ohne Palast, dann ein kahler Baum mit Kerzenlüster, unter dem fürs Kerzenscheindinner eingedeckt ist.
Die schicken bunten Kostüme einer barocken Welt und dem, was man damals für „türckisch“ hielt, einschließlich zweier zotteliger Kamele, sind alle von unten her voll Morast. Die Figuren waten ständig durch einen alles verkrustenden Schlamm-Massel.
[…] in dem pompösen ersten Auftritt des Bassa, der Gewitter-Flucht-Szene oder der Präsentation der Marterwerkzeuge – erst geköpft, dann gehangen, dann gespießt auf heiße Stangen – zeigt sich der Regisseur als witziger Spieleerfinder. […] ein unterhaltsamer Mozart mit viel Theater und Bühnenzauber.

Jens Daniel Schubert
Sächsische Zeitung
17. April 2017

„Dijkema macht umso bildgewaltiger deutlich, wie tief der Bruch der Kulturen bis heute klafft […] ganz spektakulär“

Der Holländer Michiel Dijkema gibt mit Mozarts „Entführung aus dem Serail“ sein Regiedebüt an der Semperoper Dresden und zeigt das Werk als überbordendes Märchen. […] Die Neuinszenierung des Werks feierte nun just einen Abend vor dem Referendum in der Türkei zu den Mozart-Tagen an der Semperoper Dresden Premiere – und zeigt umso mehr, wie aktuell dieser Stoff bis heute ist. Denn obwohl Michiel Dijkema bei seinem Regiedebüt in Dresden auf klare Gegenwartsbezüge verzichtet, statt dessen in einer überbordenden Märchenästhetik eher das Volkstheaterhafte des Singspiels betont, macht er nur umso bildgewaltiger deutlich, wie tief der Bruch der Kulturen bis heute (in den Köpfen) klafft. Er verwandelt die Bühne in eine verwunschene Sumpflandschaft, in der auch ein agiles Krokodil und zwei Kamele nicht fehlen dürfen. Seine Inszenierung ist ein Fest für die Augen, das opulente Orientbild jedoch Illusion, ein phantasievoller Mythos, der bewusst von der Realität abweicht und mit teils utopischen Vorstellungen vom Fremden spielt. […] Das schrammt fast schon an der Grenze zum Kitsch, verfehlt die Wirkung jedoch nicht. Denn im Märchen offenbart sich bekanntlich so manche bittere Wahrheit […] Dazu stapft Belmonte durch den knietiefen Matsch, die feinen Seidenkleider schwarz verlebt, die Brust voller Blutegel […]
Ganz spektakulär wird es im zweiten Teil, als sich Belmonte und Pedrillo mit den Damen schließlich aus der Türkenwelt abseilen. Donnergrollen dröhnt, Blitze zucken durch den ganzen Saal, bis die vier in einer riesigen türkischen Folterkammer statt in der Freiheit enden. Der Zorn Selims jedoch wandelt sich überraschend in einen Gnadenakt: Er lässt die vier frei, am Ende siegt die Vernunft. Man wünscht sich, dass es nicht nur in der Oper so sein möge.

Dresdner Neueste Nachrichten
Nicole Czerwinka
18. April 2017

„die Musikalität des auch als Pianisten ausgebildeten Regisseurs bringt einen ordentlichen Zug ins Geschehen“

Noch in den ersten Takten der pfiffigen Ouvertüre lüftet sich der Vorhang und Belmonte wird – durch einen Sumpf watend – von einem herantrabenden Krokodil überrascht. Erste Lacher. […] Belmonte steht als halbe Heldenpersiflage im Zentrum, etwa wenn er wenig später bis zum Hals im Schlamm steckt und seinen Diener mehrmals rufen muss, bis dieser ihn bemerkt und mit reichlich Wurzelwerk herauszieht. […]
Gewitzte Witze […] viele kleine Gags und Lacher, und die Musikalität des auch als Pianisten ausgebildeten Regisseurs bringt einen ordentlichen Zug ins Geschehen. […] Michiel Dijkema arbeitet pragmatisch eine Inszenierung aus, die um (aktuelle) Brisanz und Politik weitestgehend einen Bogen macht, zwar ein paar Mal unter die Oberfläche taucht, aber schnell wieder zwinkernd hervorlugt. Daraus ist kaum ein Vorwurf zu formulieren. Als es vor der Schlusshöllenfahrt heißt: „Jetzt geht es um Leben und Tod, die Türken kennen keinen Spaß!“, muss gar nicht mehr gesagt werden, um Gelächter hervorzurufen. Die bitter-harte Präsenz der aktuellen Türkeipolitik dürfte für jeden spürbar gewesen sein.

Theo Hoflich
Magazin Klassik.com
20. April 2017

„ganz Mozart-gemäß verspielt, mit Augenzwinkern und Hintersinn versehen“

Ein Sumpf zieht am Gebirge hin … Das ist kein Kommentar zu weitsichtigen Politikdarstellern à la Erdogan, Kaczynski, Orbán und Trump, das ist das Bühnenbild zur „Entführung aus dem Serail“, wie sie an Dresdens Semperoper Premiere hatte. Ein Sumpf der Gefühlslandschaften von Entführungsopfern und Entführern? Vielleicht sogar das Versinken im Stockholm-Syndrom? Der niederländische Regisseur Michiel Dijkema hat bei seinem Semperoper-Debüt zum Auftakt der dortigen Mozart-Tage auch gleich in seiner Zweitprofession als Bühnenbildner gewirkt. […] eine bonbon-bunte Opernproduktion, die sich wohltuend vom oft austauschbaren Einerlei des Theaterdunkels abhebt. […] ein blanker Satz wie „Türken verstehen nicht den geringsten Spaß“ evoziert aber im Premierenpublikum unüberhörbares Paralleldenken. Dennoch bleibt diese Produktion zunächst einmal ganz Mozart-gemäß verspielt, ist mit Augenzwinkern und Hintersinn versehen, scheut sich nicht vor Plattitüden. Wie in frühesten Theaterzeiten schieben sich Landschaften in und durch den von eindrucksvollen Gewitterhimmeln überwölbten Bühnenraum, wird mal ein riesiges Krokodil in den Weg gestellt und dürfen zwei ziemlich realistische Kamele durch die Gestade stolzieren. Irgendwann werden dort auch mal Rüben geerntet. […] Viel für’s Auge
[…] hinreißende Momente […] als großen Spannungstrumpf sollte wohl auch die Folterkammer mit ihren raumgreifenden Instrumenten Fernsehbilder möglichst noch toppen.

Michael Ernst
Neue Musikalische Zeitung
18. April 2017

„Eine große »Entführung« ist jetzt in Dresden zu erleben.“

Das ist ja, staunt das Auge, illusionistisches Theater. Ausstattung wie zu Max Reinhardts Zeiten. Märchenhafte Flur, Nebel steigen auf. Orientalische Kostümierungen. Es donnert und blitzt, wenn nötig. Abdrücke von Krokodilen kriechen am Boden, das Tor zum Reich, alt und schäbig, zieren Flügel mit Griffen aus Schwertern. Belmonte, seine Plünnen grün wie die Laubfrösche, er, der großmütige Sucher in der Oper, kämpft sich durch die dampfende Traumlandschaft aus Sümpfen und Gräsern, bizarren Bäumen und Gewässern hindurch. Ja, er verwächst bis zum Halse mit dieser, bis der Freund ihn am Kopf herauszieht. Irgendwann schiebt sich die gereihte Botanik, wie von des Zauberers Hand, ineinander. Anklänge an Janitscharenmusik und sonstige türkische Kolorierungen lässt schon die Ouvertüre hören. Ins Auge springt sodann die große Prozession mit Kamelen, schönen Frauen im Käfig, bärtigen, rot betuchten Soldaten und farbig Volk. Opulent die gesamte Bühne, ausgestaltet von Michiel Dijkema, der auch Regie führte.
[…] Ort der Handlung ist der türkische Herrschaftsbereich. Der, dieser Tage ins Netz geschaut, kollabiert gerade, und die Welt, zumal die amtliche westliche, obwohl nicht viel besser, empört sich sanft. Tangiert dergleichen die Neuproduktion? [..]  Die Semperoper-Inszenierung tut das nicht, jedenfalls nicht plump. […] Keine Figur ist indifferent oder einseitig gezeichnet. Darin folgt Dijkema ganz dem Komponisten.
[…] In Fabrikgröße aufgemacht die Folterkammer über die ganze Breite der Bühne, darin Kessel und Pickelräder, Ketten und gezackte Stahlgurte, Pritschen, Seile, Fackeln und Rauch auf ihre Opfer warten. […] Während die Folterinstrumente vor den Gefesselten zu drehen beginnen, kommt Bassa Selim, in Belmonte den Sohn seines einstigen Bedrängers erkennend, angelaufen und befiehlt überraschend die Befreiung der geschundenen Paare. Derlei zu inszenieren, mag furchtbar konventionell erscheinen, in Dresden wirkte es höchst erfrischend. Der Ruf nach Milde und Ausgleich, nach Versöhnung - dies der Gegenwartsbezug - muss in Zeiten des Einsatzes der Superbombe und von potenziell Schlimmerem kraftvoll erschallen. Immer lächeln die Szenen, die Üppigkeit der Bühne bezaubert.
[…] Eine große »Entführung« ist jetzt in Dresden zu erleben.

Stefan Amzoll
Neues Deutschland
20. April 2017

„klar erzählt […] perfekt“

In der Semperoper gabs ja schon sehr eigenwillige Inszenierungen. Die neue Fassung von Mozarts »Entführung aus dem Serail« beweist das noch einmal. […] Die Neuheit dieser Mozartehrung ist die Neuinszenierung der »Entführung aus dem Serail« des niederländischen Regisseurs Michiel Dijkema, der auch selbst das Bühnenbild entwarf. […] Wie einst der Prinz Dornröschen nur durch eine schier undurchdringliche Dornenhecke erreichen konnte, so hier der spanische Prinz Belmonte durch sumpfiges Gelände seine Konstanze; wie überhaupt der Palast des Selim auf Schlamm gebaut ist. Alle Darsteller tragen dreckverschmierte Stiefel. Und Belmonte droht fast im Sumpf zu versinken.
[…] eine klar erzählte Handlung […] Großes Finale – bunt und farbenreich, der ganze orientalische Hofstaat mit zwei Kamelen samt prunkvoll gewandeter Völkerschaft des Chores vor sonnenhellem Hintergrund. Die Wirkung war dekorativ perfekt.

Friedbert Streller
Musik in Dresden
16. April 2017

„ein buntes Fest der Sinne […] famos“

Ohne das Stück mit der Brechstange zu aktualisieren, lässt der Holländer Michiel Dijkema seine Inszenierung zu einem bunten Fest der Sinne werden. Schon der Auftakt ist famos: Belmonte stapft durch den knietiefen Matsch, die feinen Seidenkleider schwarz verklebt, die Brust voller Blutegel – und sucht verzweifelt im türkischen Sumpf nach seiner Geliebten Konstanze […] Mit einer überbordenden Märchenästhetik betont Michiel Dijkema bei seinem Regiedebüt in Dresden eher das Volkstheaterhafte des Singspiels […] Das opulente Orientbild jedoch erscheint hier ganz klar als Illusion, lässt einen phantasievollen Mythos aufleben, der sich vor allem aus utopischen Vorstellungen vom Fremden speist.

elbmargarita
16. April 2017

„ein unterhaltsames Stück mit Tiefe […] sehr stimmungsvolle Bilder“

Michiel Dijkema wiedersteht glücklicherweise der Versuchung das jetzt platt zu aktualisieren mit IS-Kämpfern […] sondern er erzählt die Geschichte von diesen Personen, von allen Personen im Stück, die sich im Sumpf ihrer Gefühle verirren und das darf man durchaus wörtlich nehmen. Es gibt einen Sumpf auf der Bühne […] und es ist andererseits in einem Phantasie-Orient […] Also eine doch sehr märchenhafte Mischung, in der er dieses Geschehen spielen lässt.
[…] ein dräuender Gewitterhimmel, sich immer wieder verschiebende Ebenen des Bühnenbildes […] die eigentliche Logik, die Alltagslogik, ist ein Bisschen außer Kraft gesetzt […] hier schleppt dann Pedrillo eine Standuhr über die Bühne, die hat nur den einen Zweck, das Signal zu geben, dass es Mitternacht ist. Man muss nicht wirklich darüber nachdenken, ob das logisch ist, aber es gibt doch sehr stimmungsvolle Bilder. Und das kulminiert in einem Gewitter, wo dann auch diese Gewitterwand, die die ganze Zeit drohte, einen Sinn bekommt.
[…] Ein unterhaltsames Stück mit Tiefe.

Uwe Friedrich
MDR Kultur
16. April 2017

„berührend und humorvoll“

So gestaltete sich Mozarts Singspiel als ein Plädoyer für Mut, Toleranz und Vergebung. Doch erfreulicherweise nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern mit berührenden und humorvollen Szenen. Zu den schönsten gehört der große Einzug des Bassa mit buntem Gefolge einschließlich Kamelen und einem großen Käfig voller Frauen. Auch die von Blitz und Donner begleitete Flucht, bei der Konstanze und Blonde an einem Seil über die Bühne sausen, ist einmalig. So schrecklich auch die Martergeräte sind, die zum Schluss aufgefahren, aber nicht wirklich eingesetzt werden – es ist ja nur ein Märchen mit Happy-End.
Von tollen, stimmungsvollen Lichteffekten, Versenkungen und Verschieben von Kulissen wird das ganze Register der Bühnentechnik gezogen.

Gudrun Stabenow
Wochenkurier
21. April 2017

“mit Geschmack und Intelligenz […] verblüffend witziges und aufregendes Theater”

Mozartom udelená milosť v Drážďanoch
To, čo Mozart hudobne i obsahovo poskytol, to úžasná kreativita holandského režiséra a scénografa v jednej osobe, Michiela Dijkema, krok za krokom s chuťou a inteligenciou zužitkovávala. Režijne, hlavne vo vedení postáv, sa mu podarilo vytvoriť ohromne zábavne a napínavé divadlo […]
Udelená milosť pašom, šťastný koniec a režisérove crédo nechalo obecenstvo odísť z opery povznesene […]
Mozart s režisérom a celým divadelným tímom uniesli publikum do ďalekého, nebezpečného romantického rozprávkového sveta. Nová inscenácia Mozartovho singspielu Únos zo serailu učarovala svojou chvíľkovou exotikou v hudbe, pestrosťou a vynaliezavosťou na scéne a v kostýmoch, priam dala zabudnúť na to, že recenzentka žije v úplne inej dobe a v naprosto rozdielnej kultúre. Človek bol ochotný adaptovať sa, prispôsobiť sa tomu cudziemu, tomu bájkovému – aspoň na danú chvíľu….

Agata Schindler
Opera Slowakia
16. April 2017

„Dijkema rückt das zwischenmenschliche Beziehungsgeflecht der Figuren ins Zentrum“

Regisseur Michiel Dijkema hat das Werk in das Gewand eines romantischen Schauermärchens gepackt. […] Er legt den Fokus auf die Fabel und rückt das zwischenmenschliche Beziehungsgeflecht der Figuren ins Zentrum.
[…] Die Wolken, die sich in Dresden über der Szenerie ausbreitet, bilden bei näherer Betrachtung ein knöchernes Gespenst, das sich auf der Flucht zu befinden scheint. Das Motiv bildet den Schlüssel zu Dijkemas Deutung. Die Mozart’schen Figuren sind bereits auf der Flucht oder wollen fliehen. [..]
Wenngleich Dijkema die Geschichte in das Gewand einer orientalischen Märchenwelt wie aus „1001 Nacht“ kleidet, sind die Themen des Werks aktueller denn je. […] Flucht ist bei Mozart/Dijkema nicht mehr als die Notwendigkeit, einem ansonsten unvermeidbaren Übel zu entgehen. Der Brückenschlag in die Gegenwart vollzieht sich in den Köpfen der Zuschauer.

Martin Schöler
Leipziger Internet Zeitung
2. Mai 2017

„dramatisch-bedrohliche Bilder mit modernen Deutungsmöglichkeiten“

Mit der Neuinszenierung der „Entführung aus dem Serail“, dem Höhepunkt der Dresdner Mozart-Festtage an der Semperoper, Ostern 2017, stellt sich Michiel Dijkema erstmals an diesem Haus vor. […] ein „Gemisch“ aus bilderbuchhaften Bühnenbildern, verhalten moderner Regie und auch versteckter Doppeldeutigkeit. […] durch sehr geschickte, opulente „Barock“-Beleuchtung werden vielsagende Bilder schemenhaft in antiquierten Orientvorstellungen vom arabischen Privatleben oder auch dramatisch-bedrohliche Bilder mit modernen Deutungsmöglichkeiten eingeblendet, um eine dramatische Wendung der Handlung anzudeuten […] witzige Gags […]
Osmin lässt am Ende noch vor dem Urteil des Pascha in sadistischer Vorfreude alle möglichen Foltereinrichtungen und Gerätschaften vom Militär herbeischaffen, um die Gefangenen, deren Fluchtversuch durch Verrat fehlgeschlagen ist, im wahrsten Sinne des Wortes vorbereitend „schmoren“ zu lassen, bis ihm Bassa Selim mit seiner Entscheidung im humanistischen Sinn, ohne daraus Nutzen für sich selbst zu ziehen, sondern mit Verzicht, die Freude verdirbt. – Ende gut – alles gut? Rache auf dem Gnadenweg niedergeschlagen – ein utopischer Wunschtraum der Menschheit, eine unerwartete Wendung, eine Hoffnung auf eine bessere Welt – oder sinnt nicht Osmin seiner Tradition verfallen, aus seiner Sicht gedemütigt, enttäuscht und empört, auf Rache? Er ist ideell noch nicht soweit.

Ingrid Gerk
Online Merker
15. Mai 2017

„atemberaubend“

Novou mozartovskou operní inscenací v Dráždanech se stala 15. dubna produkce Únosu ze serailu v režijním a scénickém pojetí holandského divadelníka Michiela Dijkemy. K tomu je nutno říci hned úvodem, že tento tvůrce evropského renomé se svým debutem v Semperoper zapsal do paměti zdejších návštěvníků nepochybně na dlouho… Kdo by však očekával, že se tak stalo díky nějakému skandálnímu výkladu, těžícímu z (opět) aktuálního konfliktu mezi západním a islámským světem, byl by nejspíš značně překvapen. Konečně, zrovna v Semperově opeře, která si dlouhodobě buduje image divadla tolerantního a otevřeného k lidem všech národů, kultur a vyznání, bychom se asi výrazně konfrontační inscenace s náboženským podtextem momentálně tak jako tak nedočkali. Dijkema ovšem ohromil drážďanské publikum něčím jiným: na scéně se objevila inscenace dokonale pohádkového střihu, vypracovaná výtvarně a technicky s brilancí, jaká už se dnes na operních scénách prakticky nevyskytuje.
Dijkemova orientální říše, do níž přijíždí mladík Belmonte osvobodit milovanou Konstanzi ze spárů vladaře Bassy Selima, přitom rozhodně není pohádkou bez kazů. Na jednom podstatném se dokonce celá rozkládá: je to svět v neustálém pohybu a na velmi nepevných základech, protože Selimovo panství je zkrátka jen jedna velká nehostinná bažina. […]
Sám Bassa Selim pak vstoupí do děje jako středobod dechberoucího průvodu, tvořeného zástupy zbrojnošů, bizarními vozy, taženými velbloudy, a množstvím dívek z jeho harému. […] Výše popsané dění na jevišti má podle mého názoru díky své vizuální a režijní podobě šanci zaujmout diváky od dětských až po ty v seniorském věku a se zálibou v konvenčně a srozumitelně pojatých inscenacích. Ale své si v tomto Únosu ze serailu jistě najde i náročnější milovník opery: Dijkemův nápad stvořit na prknech Semperoper říši od základů stejně nepevnou a zranitelnou, jako jsou lidské vztahy a city, je sám o sobě stejně obdivuhodný, jako – přes veškerou vnějškovou zábavnost – i varující.
[…] Má tedy smysl znovu opakovat, jak blízko to máme z Čech do Drážďan? Myslím, že už nikoliv.

Robert Rytina
Opera Plus (Prag)
2. Mai 2017

„ein höchst farbreiches Spektakel […] das Publikum wurde königlich amüsiert“

Režisér a výtvarník Michiel Dijkema se zjevně inspiroval dobrodružnou cestopisnou literaturou – však Belmontova výprava za osvobozením jeho milé Konstanze z rukou Selima je svého druhu cestopisem. Nad deštným pralesem se válejí chuchvalce mlhy, po forbíně se plazí nejméně dvoumetrový krokodýl a v průvodu paši Selima kráčejí dva nezbední velbloudi – všechno umně, ale záměrně průhledně stvořené loutky, pohybově jako živé! Přesně v poetice ostře barvotiskových ilustrací dobrodružného čtiva před sto lety, ale také v logice barokních divadelních podívaných. Postavy oblečené v témže duchu připomínají piráty, „divochy“ a dobrodruhy z Robinsona Crusoa. V tomto čísle DN přemítám ještě v recenzi na straně šest o způsobech, jimiž může komická opera rozechvět bránici, a tohle je jeden ze spolehlivých – když se operní dobrodružné příhody v exotických krajích hrají s laskavou ironií a nadhledem. Režisér s pěvci si nevynucují smích grimasami a přehrávaným mrckováním, nýbrž humornými situacemi vyplývajícími z příběhu, charakterů postav a významového kontextu. Publikum se bavilo královsky, na rozdíl ode mne navíc rozumělo zřejmě i aktualizovaným textovým narážkám.
Jevištní obrazy ovšem nijak nepřekážely výsostnému hudebnímu provedení opery. Michiel Dijkema rozehrál řadu pohybových a hereckých špílců, nenechal pěvce ani na chvilku jen stát a soustředit se výhradně na zpívání, ale zároveň je nenutil do pozic, které by pěvecký projev omezovaly, natož aby rozvernou komikou omlouval, nebo dokonce naváděl k pěveckému markýrování – jak poučné v našich poměrech!

Josef Herman
Divadelní Noviny (Prag)
30. Juni 2017

„eine ansprechende, phantasievolle und witzige Vorstellung [...] mit bestechendem Augenzwinkern
[...] an erster Stelle zeigt Dijkema musikalische Sensibilität“

[…] this is an appealing, imaginative and witty show, designed (by Dijkema) with tongue firmly in cheek and on a grandly pantomimic scale. Much of it felt as much like Die Zauberflöte as Entführung, highlighting some interesting parallels between the rulers that feature in each. Here we had a mysterious eastern landscape of moveable mini-islands covered in reeds and rather triste-looking trees; a wrought gate and a chunk of fortress (also moveable); threatening clouds glowering behind; dialogue distantly accompanied by an ominous background hum and rumble. Costumes were bright and exaggerated, as were the props: a vast birdcage on wheels to house Pasha Selim’s harem; an array of large instruments of torture—‘Martern aller Arten’ indeed—rising from some fiery upstage depths to the sound of threatening chants. […] It’s bright, engaging and entertaining, then, and while it might not constitute a profound meditation on the issues raised by Mozart’s work—more pertinent today than ever, surely—it certainly doesn’t trivialise them either. And, above all, Dijkema shows himself to be musically sensitive

Hugo Shirley
Fatal Conclusions
2. November 2017

„die Inszenierung von diesem Mozart Singspiel ist brillant [...] ein Vollgenuss für das Publikum“

Rapto en Dresde: Un atractivo cuento en escena
[...] singspiel de Mozart, cuyo resultado ha sido brillante en la parte escénica [...] Se ha repuesto la producción del holandés Michiel Dijkema, que se estrenara en el pasado mes de abril. La producción ofrece ni más ni menos que un cuento, abundando el colorido y la fantasía durante la representación. La acción se desarrolla en el exterior del palacio del Bassa Selim, con sus jardines y estanques, que se colocan sobre elementos móviles, adivinándose al fondo la silueta de una especie de ciudad de las Mil y una Noches. La citada escenografía se debe también a Michiel Dijkema. El vestuario es colorista y divertido en todos los casos y es obra de Claudia Damm y Jula Reindell. Finalmente, hay una buena labor de iluminación por parte de Fabio Antoci. Como digo, Michiel Dijkema nos relata un cuento para niños y hace gala de imaginación y fantasía en los desfiles de la aparición de Selim, ofreciendo camellos y cocodrilos, que hacen las delicias del público. Están muy bien hechas tanto la escena del rapto de las europeas por parte de Belmonte y Pedrillo como la consiguiente captura, transformando el escenario en una sala de torturas muy divertida. Los diálogos están en general recortados y es una producción que se ve con agrado y es natural que haya gente menuda en el teatro.

José M. Irurzun
Beckmesser Spain
5. November 2017

“ein stilistischer Fokus auf das Werk um die dramatische Dimensionen zu vertiefen”

Únos se povedl
Režisér rozehrál situace se vší divadelní imaginací – dávaje jednotlivým scénám značnou výrazovou proměnlivost. Lyrika se tu snoubí s drastickou komikou, kostýmy už samy o sobě vytvářejí dobovou patinu, zejména u již zmíněného Osmina, který je tu předveden jako násilné monstrum, které působí o to směšněji při opojení alkoholem, který je v islámské světě naprostým tabu. Osmin se nechá opít a alkoholu holduje spolu s nadšením pro ženy, ať už to jsou blondýnky, nebo tmavovlásky.
Tato opilecká scéna je jistě jedním z vrcholů inscenace, ale ještě působivější je situace, kdy jsou křesťané dopadeni při únosu. Vtipné je už to, že obě ženy sjíždějí v pytli na laně a že je pak pomocí točny přivezen celý komplex mučících nástrojů a že všichni jsou připoutáni do soukolí důmyslných zařízení připravených k mučení a popravování. V tomto duchu znamenitě vyzní duet Konstanze a Belmonta, jedno z vrcholných hudebních čísel opery, který v mnoha výrazových zvratech a vnitřní gradaci obnažuje hloubku a intenzitu emocí mladého páru odhodlaného položit život v této těžké chvíli.
Režisér samozřejmě v souladu s hudebním nastudováním tak mohl v inscenaci rozvinout skutečně širokou paletu výrazových prostředků, které provázejí jednotlivé árie, dueta i ansámbly a které jsou uplatňovány průběžně i v mluvených pasážích v podobě německého singspielu nahrazujících italské secco recitativy. Většina akcí je prezentována se samozřejmou vervou, ale vždy je tu navíc přítomen i režisérův nadhled, který koordinuje emocionální prožitek potřebou přizpůsobit se dané situaci. A tu přichází ke slovu začasté odstupňovaná sebeironie ve chvílích nutících všechny jednající postavy k přetvářce a falši stejně jako exponovaná senzitivita prezentovaná zejména v duetech, která je vystřídána roztomilou naivitou u žen a vnitřním odhodláním u mužů. Barbarské divošství Osminovo je střídáno něhou lyrických vyznání u ostatních, jejichž jednání fascinuje až nečekanou křehkostí a dokonce i určitou dávkou vnitřní nejistoty a tápání. V tomto kontextu je především postiženo jednání dějově ústřední postavy paši Selima, mluvené role, kterým cloumá opojení moci s dávkou soucitu a pochopení pro vnitřní svět těch druhých. V tomto duchu je i odvážně posunut i citový svět Konstanze, která tápe, a kdy se zdá, že není daleko toho pašovu naléhání podlehnout. Ale příchod Belmonta zase všechno srovná a její vnitřní nejistotu rozptýlí.
[…] Tedy summa summarum byl drážďanský Únos ze serailu inscenací, která dala naději, že dobové kostýmy a dekorace plní opět svou funkci a že divadlo bude i nadále sloužit stylovému zaměření díla, aby tak co nejhlouběji obsáhlo dramatické dimenze interpretovaného díla v duchu autorských záměrů.


Rudolf Rouček
Babylon (Prag)
14. Februar 2018

„nie langweilig“

Mit seiner „Entführung“ hatte Mozart ab 1782 nach einigen Anlaufschwierigkeiten auf Dauer durchschlagenden Erfolg, was sicher auch an der damaligen Faszination für den für die Zeitgenossen so geheimnisvollen Orient zu tun hatte. Und genau da setzt die Inszenierung von Michiel Dijkema an, der auch für das Bühnenbild verantwortlich war. Besonders die knallbunten, fantasiereichen Kostüme von Claudia Damm und Jula Reindell machten deutlich, wie man sich den Orient in seiner ganzen Farbigkeit vorstellen konnte. Damit hatte der niederländische Regisseur erfreulicherweise der Versuchung widerstanden, das derzeit mehr als heikle Verhältnis Christentum/Islam zu aktualisieren. Erfolgreich betonte er dagegen den Witz der Spielszenen zwischen Osmin und dem Buffo-Paar Blonde/Pedrillo. […] Im Übrigen gab es gut nachvollziehbare Personenführung in der märchenhaften Geschichte von der Entführung aus dem Palast des zunächst unnachgiebigen Bassa Selim; der aus dem Fernsehen bekannte „Istanbul-Kommissar“ Erol Sander machte die Wandlung zum aufklärerischen Fürsten durchaus glaubhaft deutlich. […]
Das Publikum war von der nie langweiligen Vorstellung angetan und bedankte sich bei allen Mitwirkenden mit lang anhaltendem Applaus.

Gerhard Eckels
Der Opernfreund
7. Mai 2017